Wesentliche Wirtschafts- und Finanzbegriffe
Für viele Menschen gehören wesentliche Fachbegriffe aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen leider immer noch in die Rubrik „Spanische Dörfer“. Und genau dagegen will die Wirtschaftskammer Wien mit der Initiative „financefit“ etwas unternehmen.
Daher werden wir in diesem Beitrag – zusätzlich zum finance abc – weitere wesentliche Fachbegriffe aufgreifen und kompakt und einfach erklären.
Wenn du bereits arbeitest und dein eigenes Geld verdienst, bist du vermutlich schon damit konfrontiert gewesen: Den Unterschied zwischen brutto und netto – also Bruttolohn und Nettolohn. Auf deinem Gehaltszettel steht unter Bruttolohn viel mehr als letztendlich auf deinem Konto landet.
Warum ist das so?
Weil brutto – vor Steuern bedeutet und netto – nach Steuern.
Von deinem Bruttolohn werden also noch viele Steuern und Abgaben abgezogen. Mit diesem Geld wird vieles finanziert, das wir für selbstverständlich halten. Zum Beispiel das gesamte Gesundheitssystem und damit die Spitäler. Oder die komplette Infrastruktur des Landes, also Straßen, Kanalsystem und vieles mehr und auch das gesamte Bildungssystem, also Schulen und Unis werden von den sogenannten Allgemeinkosten, die durch Steuern und Abgaben finanziert werden, getragen. Daher ist es auch so wichtig, dass möglichst viele Menschen arbeiten gehen – weil dadurch Steuern gezahlt werden, die wir brauchen. Übrigens: Auch für das Arbeitslosengeld wird in einem Sozialstaat wie Österreich aus den Steuerabgaben jener bezahlt, die arbeiten.
Auch alle Waren, die wir kaufen, bezahlen wir mit dem Bruttopreis. Die Differenz zwischen brutto und netto nennt man Umsatzsteuer oder Mehrwertsteuer. Diese beträgt in Österreich in der Regel 20 Prozent und wird vom Unternehmen, von dem du die Ware kaufst, an den Staat bezahlt. Für einige Waren/Dienstleistungen gilt ein ermäßigter Steuersatz von 10 Prozent. Dazu gehören unter anderem Lebensmittel, Medikamente, Bücher, die Vermietung zu Wohnzwecken oder die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel.
Mit diesen Begriffen bist du konfrontiert, wenn du Geld ansparst oder einen Kredit brauchst.
Fixzinsen bedeutet: Es wird ein fixer Zinssatz für deinen Kredit über die gesamte Laufzeit (zum Beispiel 20 Jahre) vereinbart. Zum Beispiel 5 Prozent. Damit hast du einerseits Planungssicherheit, weil du genau weißt, was du über die gesamte Laufzeit monatlich zu bezahlen hast. Andererseits kann es bei einem Fixzinssatz dazu kommen, dass du mehr zahlst, als aufgrund der aktuellen Zinslandschaft üblich wäre. Denn die Zinsen werden im Zeitraum von 20 Jahren steigen und sinken. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es Phasen gibt, in denen du mit einem Fixzinssatz zu viel zahlst und es wird Phasen geben, in denen du zu wenig zahlst. Gleiches gilt für die Bank. Einmal bekommt sie zu wenig, einmal zu viel.
Im Unterschied dazu steht der variable Zinssatz. Das bedeutet, dass du immer den aktuell gültigen Zinssatz zahlst. Das kann in Niedrigzinsphasen sehr angenehm sein. Steigen die Zinsen aber überraschend abrupt, kann dich das auch schnell unter Druck bringen. So geht es aktuell vielen Menschen mit variablen Zinsen. Denn zu den steigenden Lebenserhaltungskosten für Energie und Lebensmittel kommen nun auch deutlich höhere Kreditraten wegen variabler Zinsen. Es liegt also an dir genau abzuwiegen, was für dich die bessere Variante ist.
Übrigens: Fixzinsen und variable Zinsen gibt es nicht nur bei Kredit- sondern auch bei Sparzinsen.
Als Hausbank wird in der Regel die Bank bezeichnet, bei der du dein Girokonto und/oder die Vielzahl deiner Bankprodukte hast. Das können Kredite, aber auch Bausparer oder sonstige Sparformen sein. Zusätzlich zur Hausbank haben heute viele sogenannte Nebenbanken. Das sind andere Institute, bei denen man vielleicht nur ein Spar- oder Kreditprodukt hat, weil dieses dort besser oder günstiger als bei der Hausbank ist. In der Praxis werden beispielsweise Onlinesparprodukte aber auch Wohnbaufinanzierungen öfter über andere Institute bezogen.
Einen Haushaltsplan muss jeder erstellen, der ein Kredit- oder Veranlagungsgespräch mit einer Bank führt. Haushaltsplan bedeutet eine möglichst detailgetreue Auflistung aller Ausgaben und Einnahmen, um feststellen zu können, wie viel Geld regelmäßig und dauerhaft für Ansparformen und/oder Kreditraten aufgebracht werden kann.
Auch Unternehmen müssen derartige Pläne bei Finanzierungsgesprächen machen. In diesem Fall sprechen wir dann von „Businessplänen“. Businesspläne sind Planungen, die die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens über einen längeren Zeitraum aufzeigen. Dabei werden, wie beim Haushaltsplan, alle Einnahmen und Ausgaben detailgetreu aufgelistet, inkl. aller Steuern, Abgaben und Personalkosten.
Inflation bedeutet vereinfacht gesagt, dass das vorhandene Geld weniger wert ist. Du kannst dir also um dasselbe Geld weniger kaufen. Was gestern noch 1 Euro gekostet hat, kostet heute schon 1,50 Euro
Dafür gibt es im Wesentlichen drei Hauptgründe:
- Eine gestiegene Nachfrage
So war das zum Beispiel am Beginn von Corona und dem Homeoffice. Alle brauchten plötzlich zuhause Laptops mit Kamera oder externe Kameras. Die vorhandenen Exemplare waren rasch ausverkauft und der Nachschub ließ auf sich warten. Das Ergebnis: Die Preise sind gestiegen. - Steigende Rohstoffpreise
Wenn die Materialien aus denen Waren erzeugt werden, teurer werden, steigen die Preise gleich bei vielen Produkten des täglichen Bedarfs. Das war in den letzten Monaten bei den Energiekosten, aber auch Holz oder Aluminium der Fall.Die Energiepreise hatten und haben zum Beispiel Auswirkungen auf alle Waren, die transportiert werden müssen – also auf fast alles. Den steigenden Holzpreis spürt die Baubranche und damit jeder private Häuslbauer oder alle die eine Wohnung kaufen wollen. Die Aluminiumpreise wirken sich wiederum bei den Preisen für Fahrzeuge enorm aus. Denn Aluminium ist ein wesentlicher Bestandteil für Mikrochips, ohne die heute kein Auto mehr fährt.
- Mehr Geld kommt in Umlauf
Wenn Zentralbanken anfangen mehr Geldscheine zu drucken und dadurch mehr Geld in Umlauf bringen, dann verliert das Geld ebenfalls an Wert. Aktuell passiert das zum Beispiel in der Türkei. Ähnliches hat Argentinien in den letzten 20 Jahren fast zwei Mal in den Staatsbankrott geführt. Und auch Österreich hat vor rund 100 Jahren eine Hyper-Inflation durchlebt.
Als Leitzins bezeichnet man laut Definition der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) jenen aktuellen und kurzfristigen Zinssatz, dessen Veränderung andere Zinssätze beeinflusst. Leitzinsen sind jene Zinssätze, die von einer Zentralbank im Rahmen ihrer geldpolitischen Maßnahmen festgesetzt werden können. Mit ihren Leitzinssatz steuern die großen Zentralbanken, wie die Europäische Zentralbank (EZB) für den Euroraum und die Fed (Zentralbank und Notenbank der USA) für die Vereinigten Staaten von Amerika, die Zinsen und damit auch die Inflation in ihrem direkten Einflussbereich. Der Leitzins hat direkte Auswirkungen auf die Spar- und Kreditzinsen und damit auch auf das Spar- oder Kaufverhalten von uns allen. Denn gibt es richtig attraktive Sparzinsen, legen wir unser Geld gerne an, um es zu vermehren. Sind entgegen die Kredite sehr billig, nehmen wir leichter Geld in Form von Krediten auf, um uns etwas zu leisten.
Mündelsicher ist eigentlich ein alter Begriff der ursprünglich aus der Vermögensverwaltung für Minderjährige stammt. Als Mündel wurde, vor allem früher, ein junger Mensch bezeichnet, der unter Vormundschaft stand. Wenn Minderjährige etwas erben, muss das Geld etwa mündelsicher angelegt werden.
Mündelsicher veranlagen bedeutet somit eine besonders sichere Veranlagungsform zu wählen, bei der es möglichst kein Ausfallrisiko gibt. Damit soll sichergestellt werden, dass das Mündel, zB.: die minderjährige Person, mit Erreichen der Volljährigkeit den vererbten Betrag in vollem Umfang erhält.
Heute sind mündelsichere Veranlagungen auch bei vielen Vereinen Pflicht, denn damit soll sichergestellt werden, dass das Vereinsvermögen, im Sinne aller Mitglieder und den nachfolgenden Generationen, möglichst sicher angelegt und nicht mutwillig, oder aus Unwissenheit verspekuliert wird.
Nachhaltige Geldanlagen sind laut der Europäischen Investitionsbank (EIB) nachhaltige Finanzierungen, bei denen Umwelt-, Sozial- und Governance-Überlegungen in die Investitionsentscheidung einbezogen werden. Auf lange Sicht fließt dadurch mehr Geld in nachhaltige Projekte und Aktivitäten. Somit ist es möglich durch ein privates Investment, etwa durch eine Veranlagung in einen nachhaltigen Fonds, etwas Gutes für die Umwelt oder die Gesellschaft zu tun und etwas für das eigene Vermögen.
Neben den traditionellen Filialbanken gibt es heute Banken, die nur Online agieren. Bei Onlinebanken gibt es somit keine Filialen mehr. Manche Onlinebanken bieten ausschließlich Sparkonten oder einfache Kreditvarianten an.
Andere Onlinebanken agieren als Universal- oder Vollbanken und bieten dir alles, was eine „normale“ Bank auch hat.
Neben dem Girokonto, das wir im Beitrag Veranlagen / Sparen beschrieben haben, gibt es auch Sparkonten (ähnlich dem klassischen Sparbuch). Taggeldkonten oder Festgeldkonten, aber auch Konten für Onlinesparen sind Sparkonten. Nähere Infos zum Taggeld oder Festgeld findest du ebenfalls im Beitrag Veranlagen / Sparen.
Universalbanken oder auch Vollbanken nennt man jene Bankinstitute, die alle Bankgeschäfte für alle Kundengruppen anbieten. In Österreich fallen praktisch alle bekannten Filialbanken in die Gruppe der Universal- oder Vollbanken. Das bedeutet, sie haben auch die Erlaubnis der Aufsicht alle Bankgeschäfte durchzuführen.
Das Gegenteil zu Universalbanken sind Spezialbanken, die nur sehr spezielle Bankgeschäfte anbieten oder nur mit bestimmten Kundengruppen Geschäfte machen. Die vermutlich bekanntesten Spezialbanken sind die Bausparkassen.